Jahrbücher für Geschichte Osteuropas:  jgo.e-reviews 1 (2011), 3 Rezensionen online

Verfasst von: Beate Fieseler

 

Der Weg an die Universität. Höhere Frauenstudien vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg. von Trude Maurer. Göttingen: Wallstein, 2010. 288 S., Abb. ISBN: 978-3-8353-0627-1.

Hervorgegangen ist der vorliegende Sammelband aus einer Ringvorlesung, die im Sommersemester 2008 an der Georg-August-Universität Göttingen anlässlich des 100. Jahrestages der ersten Immatrikulation ordentlicher Studentinnen an preußischen Universitäten organisiert wurde. Die Reihe (und damit auch dieses Buch) betrachtet das Vordringen deutscher Frauen an die Hochschulen des Landes nicht exklusiv, sondern widmet sich, mit Blick auf das Mittelalter (Hedwig Röckelein) und die Frühe Neuzeit (Heide Wunder), auch dem historischen Kontext und – international vergleichend – der Entwicklung in anderen west- und osteuropäischen Ländern, namentlich England (Juliane Jacobi), dem Russischen Reich (Trude Maurer) sowie dem geteilten und als Staat nicht mehr existenten Polen (Maria Rhode). Der Schwerpunkt aber liegt auf der Entwicklung in Deutschland ((Margret Kraul, Ilse Costas) und nimmt speziell auch die jüdischen Frauen in den Blick (Andreas Hoffmann-Ocon). Der Aufsatz von Horst Kern untersucht das „paternalistische Experiment“ August Ludwig Schlözers mit seiner Tochter Dorothea, die – als Einzelfall – 1787 im Fach Philosophie an der Göttinger Universität promoviert wurde, dem Festakt anlässlich ihrer Proklamation aber als unverheiratete Frau nicht beiwohnen durfte. Zwei Beiträge behandeln die Berufstätigkeit der ersten Universitätsabsolventinnen, nämlich von Ärztinnen (Johanna Bleker) und Juristinnen (Jutta Limbach). Abschließend würdigt Ada Pellert das Wirken von „Frauen als Motor der Hochschulmodernisierung von heute“. Eingeleitet wird der Sammelband, dessen 12 Aufsätze zur Hälfte von Göttinger Hochschullehrerinnen und -lehrern, zur Hälfte von auswärtigen Vertreterinnen und Vertretern der Geschichte, der Pädagogik und einer Juristin stammen, durch eine exzellente Einführung der Herausgeberin Trude Maurer, die die Entwicklung des deutschen Frauenstudiums unter dem Stichwort „Von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ im internationalen Kontext vergleichend und differenziert betrachtet.

Wie die meisten Sammelbände versammelt auch dieser Texte von unterschiedlicher Länge und Qualität, und natürlich hätte man sich einen systematischeren internationalen Vergleich gewünscht. Doch gerade die enthaltenen Beispiele – England, Russland und das geteilte Polen – schärfen den Blick für Besonderheiten. So waren es nicht überall (wohl aber in Deutschland) vor allem männliche Professoren und Studenten, die die volle Immatrikulation von Frauen und damit zukünftige unliebsame Konkurrenz im Berufsleben verhindern wollten.

Beate Fieseler, Düsseldorf

Zitierweise: Beate Fieseler über: Der Weg an die Universität. Höhere Frauenstudien vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg. von Trude Maurer. Göttingen: Wallstein, 2010. ISBN: 978-3-8353-0627-1, http://www.dokumente.ios-regensburg.de/JGO/erev/Fieseler_Maurer_Weg an die Universitaet.html (Datum des Seitenbesuchs)

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